Exkursion von der Emsquelle die Ems entlang

14. Mai 2017

Teilnehmer der Ems-Exkursion am 14. Mai 2017.

Die Ems entspringt in Nordrhein-Westfalen am Fuße des Teutoburger Waldes im Naturschutzgebiet Moosheide bei Hövelhof in der Senne. Sie fließt durch Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und mündet dann nach 371 km etwa 27 km nordwestlich von Emden in die Nordsee. Die unteren 206 km sind schiffbar. Die Ems gilt als der kleineste Strom Deutschland.
Ein Strom ist sie deshalb, weil sie direkt ins Meer mündet und auf dem Weg von der Quelle bis zur Mündung viel andere Flüsse in sich aufnimmt.
Der Lauf der Ems ist auf der gesamten Länge durch den Menschen verbaut. Durch Begradigung von Flussabschnitten ist die Ems insgesamt um etwa 70 km verkürzt worden. Es gibt zahlreiche Wehre, Mühlen und Stellen mit hohen Sohlenschwellen, die für ziehende Fische schwer oder gar nicht durchgängig sind. Zusätzlich ist das Emswasser stark verschmutzt. Mit einer Gewässergüte von II bis III gilt sie bereits im Oberlauf als kritisch belastet.

Der Flusslauf

Einige hundert Meter unterhalb der Quelle liegen Äste und Steine im Wasser. Daran sitzen Planarien, Köcherfliegenlarven und kleine Schlammschnecken.

Die Ems ist ein reiner Tieflandfluß Von der Quelle bis zur Mündung überwindet der Fluss nur 135 Höhenmeter. Die Emsquelle ist eine typische Sickerquelle, bei der in einem größeren Gebiet das Wasser an verschiedenen Stellen aus dem sandigen Boden quillt und dann schnell einen flachen kleinen Waldbach bildet.
Als Oberlauf der Ems wird der Bereich von der Quelle bis zur Emswehr Hanekenfähr bei Lingen betrachtet. Hier trifft der Dortmund-Ems-Kanal auf die Ems und folgt ihrem Flussbett für einige Kilometer. In diesem Bereich liegt das Flussbett in einer Höhe von 21,80 m über NN. Bis hierhin ist die Ems 155,9 km durch Nordhein-Westfalen und 30,4 km durch Niedersachsen geflossen.
An den Ufern der oberen Ems liegen zu 69 % landwirtschaftlich genutzte Fläche, 17 % sind Wald- und Forstfläche, 13 % sind bebaute Fläche. 128 Flüsse und Bäche entwässern in die obere Ems. Der erste benannte Bach der sich mit der Ems vereinigt ist der Schwarzwasserbach, der nördlich von Espeln mit der Ems zusammenfließt.

Die mittlere Ems liegt zwischen Lingen-Hanekenfähr und Papenburg bei der Meyer-Werft. In diesem Bereich verläuft der Dortmund-Ems-Kanal zum Teil im Flussbett der Ems, kürzt aber immer wieder Flussschleifen ab.

Als untere Ems wird der Bereich zwischen Papenburg und der Mündung bezeichnet. Hier ist auf den letzten 55 km Brackwasser zu finden.

Größere Nebenflüsse der Ems sind auf dem linken Ufer die Werse und die Münstersche Aa. Von rechts münden Hessel, Bever, Große Aa, Hase, Nordradde und Leda in die Ems.

Der Einfluss des Menschen

Ursprünglich gab es entlang des Flusses eine vielfältige Auenlandschaft, die nach starken Regenfällen überflutet und zu großen, flachen Seen wurde. In der Zeit zwischen 1900 und 1950 wurde der gesamte Flusslauf in mehreren Ausbaustufen begradigt und kanalisiert. Altarme wurden abgeschnitten und Auen trockengelegt. Ein künstliches trapezförmiges Flussbett wurde angelegt und mit Steinen befestigt. Auf diese Weise wurde der Flusslauf um etwa 70 km verkürzt und die Fließgeschwindigkeit des Wassers erhöht. In Folge dessen sank der Grundwasserspiegel im Einzugsgebiet der Ems stark ab. Um das Wasser zu verlangsamen, wird heute mit Hilfe von festen und beweglichen Wehren das Wasser künstlich gestaut.
Der gesamte Oberlauf der Ems und ihre Nebenflüsse sind bis Rheine technisch ausgebaut. Im Oberlauf der Ems in Nordrhein-Westfalen gibt es 27 Wehre. Im Übergangsbereich zwischen Ober- und Mittellauf zwischen Rheine und Gleesen wird der Wasserstand der Ems durch 4 Schleusen, 2 feste Wehre und 1 Sohlenschwelle reguliert. In der Mittleren Ems wird der Wasserstand des Dortmund-Ems-Kanals durch 8 Schleusen reguliert. Die Untere Ems wurde bis 1950 begradigt und dann ab Mitte der 1980er Jahre bis zum Jahr 2000 schrittweise vertieft, um sie für die neu gebauten Schiffe von der Meyer-Werft schiffbar zu machen.

Abwasser

Entlang der Ems liegen viele Industriebetriebe und auch Klärwerke leiten Abwässer in den Fluss ein. Am Oberlauf leiten nach dem Abwasserlagebericht des Landes NRW (2012) 45 Industriebetriebe ihr Abwasser nach Reinigung in einer eigenen Anlage direkt in den Fluss ein. Mit einer Wassermenge von 3 Millionen Kubikmetern Wasser gelangen so jährlich 130 Tonnen Stickstoff und 1 Tonne Phosphor in Form von Phosphaten in die Ems. Weitere Industriebetriebe leiten ihr Abwasser indirekt über kommunale Kläranlagen in die Ems ein. 41 % des Abwassers in den Kläranlagen an der Ems und ihren Nebenflüssen stammt aus der Industrie. Das Wasser aus insgesamt 82 Kläranlagen fließt direkt oder über Nebenflüsse in die Obere Ems. Neben Stickstoff und Phosphat enthalten die Abwässer Arsen und Schwermetalle wie Cadmium, Chrom, Kupfer, Quecksilber, Nickel, Blei und Zink. Die Ems gilt als einer der stärksten verschmutzen Flüsse in Deutschland.

Ems-Exkursion der Wasserpflanzenfreunde

Am 14. Mai 2017 besuchten die Wasserpflanzenfreunde neun verschiedene Stelle an der Oberen Ems. Wir suchten nach Wasserpflanzen und Tieren und entnahmen an verschiedenen Stellen Wasserproben.

Emsquellen

Emsquelle in der Senne mit einigen Eindrücken aus dem April und Mai 2017.

Die Emsquelle liegt 135 m über NN. Sie wird aus Regenwasser gespeist, das über der Senne niedergeht und dann bis zu einer undurchlässigen Tonschicht im Boden versickert. Im Bereich der Emsquellen tritt das Wasser aus dem sandigen Boden aus und bildet einen flachen Bach mit klarem Wasser.
Direkt an der Hauptquelle blühten im März weiße und gelbe Sumpfdotterblumen. Das gesamte Bachbeet ist in dem Bereich mit Brunnenkresse (Nasturtiun officinale) bewachsen. Etwas unterhalb der Quelle verbreitert sich der Bach etwas. Hier wächst neben der Brunnenkresse auch Schmalblättriger Merk (Berula erecta). Unter Steinen und an Totholz haben wir Köcherfliegenlarven, Planarien und Bachflohkrebse gefunden. Außerdem fanden wir eine etwa 6 mm große Schlammschnecke (Galba truncatula).
Köcherfliegenlarven spinnen einen Seidenfaden mit dem sie Sandkörner, Holstücke oder Pflanzenreste zu einer Wohnröhre zusammenkleben. Die Art des Baumaterials ist nicht typisch für eine Art oder eine bestimmte Gattung sondern wechselt in Abhängigkeit vom Angebot des Baumaterials und dem Larvenstadium bzw. der Größe der Larve. Einige Köchefliegenalrven bauen keinen Köcher, sondern fischen mit Hilfe von selbstgesponnenen Netzen Nahrung aus der Strömung.

Zufluss des Schwarzwasserbachs bei Espeln

Am Zusammenfluss von Ems und Schwarzwasserbach
ist das Wasser bereits deutlich braun gefärbt.

Zwischen der Quelle und dem Zufluss des Schwarzwacherbachs ist die Ems in Hövelhof zu einem Teich aufgestaut und speist etwas weiter unten die Teiche einer Forellenzucht und Angelteiche. Außerdem leitet die Kläranlage Hövelhof ihre geklärten Abwässer ein. Die Stelle, an der der Schwarzwasserbach mündet, liegt etwa 12 km unterhalb der Quelle. Die Ems verläuft parallel zur Straße und der Schwarzwasserbach fließt von links dazu. Gemeinsam fließen die Bäche dann unter einer Straßenbrücke hindurch. In dem Bereich wachsen Wasserpest (Elodea canadensis), Hornkraut (Ceratophyllum demersum) und Wasserstern Callitriche.

Parallel zur Straße „An der Ems“

Die Stelle liegt ca. 15 km unterhalb der Quelle. Die Ems fließt unter eine Brücke hindurch. Dahinter sind für etwa 100 m die Ufer unbefestigt. Es gibt einen Überschwemmungsbereich, in dem Sumpfdotterblumen und Schaumkraut wachsen. Der Bach ist hier etwa 40 – 50 cm tief. Unter den Steinen sind Bachflohkrebse, Flußnapfschnecken und Steinfliegenlarven zu finden. Zwischen den Steinen wächst Wasserpest (Elodea canadensis). Danach verläuft die Ems in einem kanalisierten Flussbett mehrere hundert Meter paralell zur Straße.

„Am Teich“ oberhalb des Steinhorster Beckens

Oberhalb des Zuflusses zum Steinhorster Becken, etwa 25 km unterhalb der Quelle, ist die Ems zu einem flachen Teich aufgestaut. Die Straße dorhin („Am Teich“) führt am Naturschutzgebiet entlang zu einem Aussichtturm, von wo aus Wasservögel beobachtet werden können.
An dem Teich sind Enten, Gänse und Schwäne anzutreffen. Im Wasser sind laut Aussage eines Anglers Forellen, Karpfen und Rotfedern. Im Bereich des Überlaufs des Teiches wächst aufrechter Merk (Berula erecta). Am Ufer stehen Sumpfdotterblumen.

Solche Teiche gibt es entlang der Ems recht viele. Viele sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen.

Naturschutzgebiet Steinhorster Becken

Durch den Verlauf der Ems und anderer Wasserläufe kam es immer wieder zu Überschwemmungen in den Städten Rietberg und Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh. 1972 wurde im Steinhorster Bruch ein Wasserrückhaltebecken gebaut, um Rietberg und Rheda-Wiedenbrück vor Hochwasser aus der Ems zu schützen. Mit Deichen wurde ein Gebiet umbaut, das bei Hochwassergefahr das Wasser der Ems aufnehmen sollte. Dafür kann ein Wehr geschlossen werden.
Bei einer Probestauung stellte man fest, dass sich Wat- und Wasservögel in diesem Becken niederließen. Daraufhin wurde beschlossen das Wasser dauerhaft anzustauen und so den Vögeln, sowie Amphibien und wassgebundenen Insekten einen Lebensraum zu bieten. Es wurden von 1986 – 1990 künstliche Gräben, Teiche und Inseln in dem Gebiet angelegt. Nun gibt es 36 ha Wasserflächen und 18 ha feuchtes Grünland. Umgeben ist der Bereich von einem 3 km langen Deich und einem bis 1,8 m tiefer und bis zu 20 m breiter Ringgraben. Seit 1991 ist das Steinhorster Becken Naturschutzgebiet. Informationen über Pflanzen und Tiere im Naturschutzgebiet Steinhorster Becken findet Ihr hier: Naturschutz-Informationen NRW.

Skulpturen-Park im Torfweg in Rietberg

Der Skulpturenpark liegt direkt gegenüber des Gartenschau Geländes in Rietberg. Die Ems fließt an dem Gelände entlang und versorgt Gräben und Teiche im Park mit Wasser. In der Mitte des Parkt ist ein größerer Teich in dem Koi-Karpfen zu sehen sind. Hier ist ein größerer Bestand von Mummeln. Am Ufer der Ems wachsen die Wurzeln der Bäume ins Wasser. Hier konnten wir Fische (vermutlich Brachsen) beim Ablaichen sehen. Entlang der Ufer wachsen verschiedene Süßgräser. Außerdem gibt es einen relativ großen Bestand von Bärlauch.

Kuhstraße in Harsewinkel

Über weite Strecken verläuft die Ems wie ein schnurgerader Kanal in einem befestigten Bett. Im Oberlauf wird das Wasser mit Hilfe von Wehren künstlich aufgestaut. Die „Kuhstraße“ führt über so ein Wehr hinweg. Ein Teil des Wehrs ist als Sohlegleite gestaltet und ermöglicht Fischen den Durchgang. Es wachsen an diesem Standort Wasserstern (Callitriche), Mummeln (Nuphar lutea), Tausendblatt (Myriophyllum) und Quellmoos (Fontinalis antipyretica). In dem Quellmoos auf den Steinen leben Köcherfliegenlarven (Hydropsyche contubernalis). Diese Art bildet keinen Köcher, sondern Fangnetze aus einem feinen Gespinst. Die drei Körpersegmente sind sklerotisiert und dunkelbraun. Das erste Beinpaar ist kürzer als die anderen zwei und etwas kräftiger. Typisch ist der ovale Kopf mit der hellen Zeichnung. Unter jedem Hinterleibssegment tragen die Tiere Trecheenkiemen. Am hinteren Ende sind fächerartig ausgebreitete Haarbüschel. Hydropsyche-Arten gelten als Zeigerarten für Gewässer mit einem Saprobienindex von 2. Sie leben in Gewässern der Güteklasse II (maßig belastet).

Greffen „Neumühlenstraße“

Wie bei Harsewinkel ist auch hier die Ems mit einem Wehr gestaut. Eine Sohlegleite gibt es nicht, so dass das Wehr für Fische nicht passierbar ist. Auch hier wächst Fontinalis an den Steinen.
An diser Stelle beginnt das Naturschutzgebiet Emsaue, dass sich bis hinter Telgte erstreckt.

Emsaue bei Einen

Die Emsaue bei Einen gehört zu den Bereichen der Ems die renaturiert wurden. Die Befestigungen des Flussbetts wurden entfernt, Altarme wieder angeschlossen und künstliche Flussschleifen angelegt. In dem Gebiet sind unter anderem dreifurchige Wasserlinsen (Lemna triculca), Wasserstern und Glänzendes Laichkraut Potamogetin lucens zu finden.

Wasserproben

Im Verlauf der Exkursion haben wir an 6 verschiedenen Stellen der Ems und am Zufluss zur Ems aus dem Schwarzwasserbach Wasserproben entnommen. Diese Proben wurde mit Hilfe herkömmlicher Wassertests für Aquarien untersucht. Die Genauigkeit der Tests ist eingeschränkt und die Beurteilung der Farbnuancen der Tröpfchentests mit bloßem Auge ist nicht einfach. Ein weiteres Problem liegt darin, dass die Tests möglicherweise in sich ungenau sind. Um sicher zu gehen, dass ich nicht irgendwelche Phantasiewerte erzeuge, habe ich darum meine Tests erst einmal auf ihre Aussagekraft getestet.
Zum Testen des pH-Wertes standen mit ein pH-Meter und JBL-Tropftests für die pH-Bereiche 3,0 – 10, 6,0 – 7,6 und 7,4 – 9,0 zur Verfügung. Zunächst habe ich den pH-Wert einer Eichlösung (pH 7) getestet. Der pH-Test (6,0 – 7,4) von JBL zeigte einen pH-Wert von 7, das Messgerät 7,03. Wenn Leitwertmessgerät und meine Interpretation der Tropftest bei den Proben voneinander abwichen, habe ich Minimal- und Maximalwert notiert.
Bei den Tests auf Ammonium, Nitrit, Nitrat und Phosphat habe ich immer eine Probe mit gedüngtem Leitungswasser mitgetestet, um sicher zu gehen, dass die Testreagenzien tatsächlich auf die gesuchten Substanzen reagieren. Eichreihen zur Feststellung der Genauigkeit der Messergebnisse habe ich aber nicht angefertigt. Die Färbung der Wasserproben beim Nitrattest war bei allen Proben annährend gleich. Die Ungenauigkeit des Tests lässt nicht zu, dass Unterschiede zwischen 16 oder 25 mg/l identifiziert werden können.

Standort pH-Wert KH Ammonium Nitrit Nitrat Phosphat
Quelle 7,2 – 7,4 3 n. n. 0,05 mg/l ca. 20 mg/l 0,01 mg/l
Ems am Zufluss vom Schwarzwasserbach 7,12 – 7,2 5 n. n. 0,2 mg/l ca. 20 mg/l 0,05 mg/l
Schwarzwasserbach 6,6 – 6,8 6 n. n. 0,1 mg/l ca. 20 mg/l 0,1 mg/l
An der Ems 7,0 – 7,4 5 – 6 n. n. 0,1 mg/l ca. 20 mg/l n. n.
Teich vor NSG 7,18 – 7,2 5 n. n. 0,05 – 0,1 ca. 20 mg/l n. n.
Unterhalb NSG 7,28 6 n. n. 0,05 – 0,1 ca. 20 mg/l n. n.
Kuhstraße unterhalb des Wehrs 7,4 – 7,6 8 n. n. 0,05 mg/l ca. 20 mg/l n. n.



Das Wasser ist weich mit einem leicht alkalischen pH-Wert. Für Fischgewässer liegt der Grenzwert für Nitrat bei 20 mg/l. Als mäßig belastet gelten Gewässer bei einem Nitrat-Wert zwischen 2,5 und 5,0 mg/l. Demnach ist die Ems kritisch belastet bis stark verschmutzt. Bei den Phosphatwerten gelten bis 0,1 mg/l noch als gut. Belastungen mit 2,0 mg/l oder mehr sind kritisch.

Weiterführende Literatur

Abwasser Lagebericht NRW
Bilderstrecke über die Exkursion auf der Seite der Interessengemeinschaft Aquaristik MK